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Vor 35 Jahren: 6:0! höchster Aue-Sieg gegen Zwickau

Vor 35 Jahren, im September 1982, wartete Wismut Aue in der DDR-Oberliga bis zum 6. Spieltag auf den ersten Punktspielsieg. Doch dann platzte der berühmte Knoten ausgerechnet im Heimspiel gegen Sachsenring Zwickau. Ein Blick auf die Tabelle vor dem 70. Aufeinandertreffen der beiden westsächsischen Rivalen verdeutlicht die Bedeutung dieses Spiels am 25. September 1982. Beide Teams warteten noch auf den ersten Sieg in der Oberliga und wollten sich deshalb in der Woche zuvor im FDGB-Pokal das nötige Selbstvertrauen holen. Das gelang aber nur Wismut Aue, das zwar in Dessau bei der ASG Vorwärts einige Mühe hatte, doch am Ende setzten sich die Erzgebirger – wenn auch erst in der Verlängerung – mit 3:1 durch. Zwickau musste sich bei Chemie Buna Schkopau mit 1:2 geschlagen geben. Sachsenring hatte in den fünf Punktspielen zuvor nur einen einzigen Punkt geholt, und zwar beim 1:1 zu Hause gegen Chemie Böhlen, und stand somit auf dem letzten Tabellenplatz. Aue hatte in den Punktspielen zuvor gegen Dresden (0:0 / Heim), Erfurt (2:2 / Auswärts), Jena (2:3 / Heim) und Magdeburg (1:3 / Auswärts) nicht enttäuscht, aber bloß zwei Zähler errungen. Nur beim Auswärtsspiel in Frankfurt/Oder (1:4) sah man gegen einen spielerisch starken FCV keinen Stich.
Die Gäste aus dem 25 Kilometer entfernten Zwickau konnten das Spiel nur bis zur Halbzeit einigemaßen offenhalten, kamen aber über Ansätze nicht hinaus. Aue führte schon beim Seitenwechsel vor 16.000 Zuschauern mit einem relativ beruhigenden 2:0-Tore-Vorsprung, für den Jürgen Nitzsche (10.) und Michael Preiß (28.) gesorgt hatten. Nach der Halbzeitpause brach es dann über die Muldestädter herein. Dass das Endergebnis von 6:0 nicht weit höher ausfiel lag einzig und allein an der Wismut-Elf selbst, die 30 Minuten lang wie im Spielrausch auftrumpfte, das Toreschießen jedoch etwas vernachlässigte. Weitere Chancen gab es in Hülle und Fülle, doch auch so versetzten die Treffer von Harald Mothes (58., 82., 85) und Jürgen Köberlein (62. / Elfmeter) die Auer Fans in Ekstase. Es sollte bis heute der höchste Sieg einer Auer Mannschaft über die Zwickauer bleiben.


Eine Woche später durften die Veilchen erneut jubeln. Mit einem knappen, aber doch verdienten 1:0-Erfolg beim Halleschen FC Chemie stellte man den Anschluss zum Mittelfeld her. Den Schock aus der ersten Minute, als der HFC-Spieler Dieter Strozniak den ersten Angriff mit einem Lattenknaller abschloss, steckten Escher, Erler & Co. ohne Zucken weg. Die Wismut-Routiniers Volker Schmidt, Holger Erler und Jürgen Escher zogen ein überlegtes, auf sichere Ballführung bedachtes Spiel aus einer mit viel Übersicht handelnden Deckung auf. Das Tor des Tages köpfte dann Rainer Kunde nach 30 Minuten.
Aues damaliger Trainer Hans-Ulrich-Thomale baute in jener Saison 1982/83 auf bewährte Wismut- Traditionen; auf hohe Moral, kämpferisches Engagement und kameradschaftliches Einvernehmen. Hinzu kam eine selbstbewusste Einstellung auch gegen klar favorisierte Mannschaften. Dabei war die Vorbildwirkung von Leistungsträgern wie Jürgen Escher, Holger Erler, Thomas Teubner und Keeper „Uli” Ebert wichtig. Alle Genannten hatten die 30 längst überschritten, an ihrer Seite sollte der systematische Einbau junger Spieler beharrlich fortgesetzt werden. Aus dem eigenen Nachwuchs rückten Steffen Krauß (6 Einsätze in der Oberliga) und Peter Georgi (2) nach. Dazu kamen Rainer Kunde (16) von Motor Werdau, Jürgen Nitzsche (13) von Fortschritt Meerane, Bernhard Konik (13) von Wismut Gera und Uwe Bauer (14) von Fortschritt Auerbach.
Am Ende steuerte die Mannschaft eine ähnlich sorgenfreie Saison an wie schon 1981/82. Siebzehnmal stand man auf dem zehnten Tabellenplatz, den man dann auch nach 26 Spieltagen belegte. Entscheidend war, dass Aue gegen die letztplatzierten vier Mannschaften – Union Berlin, Halle, Böhlen und Zwickau – elf von sechzehn möglichen Zählern holte. Hinzu kamen überraschende Punktgewinne gegen Spitzenklubs. Mit 11.692 Zuschauern im Durschnitt der Heimspielen blieben die Veilchen im Trend der 1980er Jahre. Nur sechs Oberligamannschaften fanden damals mehr Zuspruch als die Erzgebirger. Text: Burg
Fotos: Frank Kruczynski