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Schwerer Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg - Zur Geschichte unseres Kumpelvereins – Teil 5

Im Juli 2018 hatte die „Arbeitsgruppe Gründungsdatum” unseres Vereins erstmals für den FC Erzgebirge eine umfassende Chronik vorgelegt. Früheste Wurzeln wurden vor 111 Jahren mit dem „FC Aue 1908” gefunden. Im vierten Teil dieser Beitragsfolge ging es zuletzt im Veilchenecho vom 27. Oktober (Aue – Bielefeld) um den Zusammenschluss des SV Alemannia und des VfB zum „Großverein” SV Aue im März 1937. Wir knüpfen hier an und betrachten vor allem die ersten Schritte nach dem Krieg.

 

Der SV Aue bestand bis zum Ende des 2. Weltkrieges und trug seine Punktspiele im Städtischen Stadion auf dem Zeller Berg aus. Diese durchzuführen wurde mit Kriegsbeginn jedoch immer schwieriger, die meisten Spieler mussten als Soldaten dienen. Inwiefern in den späten Kriegstagen noch ein halbwegs normaler Spielbetrieb erfolgte, ist anhand der Quellenlage kaum einzuschätzen. Im Kreisarchiv finden sich fürs Spieljahr 1944/45 nur mehr Zeitungsbelege für Fußball im Jugendbereich. Unmittelbar nach Kriegsende waren dann alle gesellschaftlichen Aktivitäten und Vereine verboten. So auch der SV Aue.

1945 GAB ES ZUNÄCHST NUR FREUNDSCHAFTSSPIELE

In Aufzeichnungen von W. Treue für die Chronik der Stadt vom November 1955 heißt es: „Die ersten Anfänge des Aufbaus der demokratischen Sportbewegung in der Stadt Aue fallen bereits in den Sommer 1945. Im August des Jahres fanden sich einige Sportbegeisterte zusammen, um zunächst das Fußballspiel wieder aufleben zu lassen. Unter Ihnen befanden sich u. a. Heinz Günther, Werner Reinwarth, Herbert Colditz, Kurt Ungethüm, Emil Reinhold, Ewald Strobel und Oskar Nackel. Zunächst ergaben sich aber in Verbindung mit den Waffenstillstandsbedingungen noch Schwierigkeiten hinsichtlich der Ausübung des Sportes. Für November 1945 erwähnt W. Treue ein Spiel Aue gegen Bernsbach. Vom eigentlichen Aufbau des Sportes könne man aber „erst ab Herbst 1946 sprechen, als unter der Schirmherrschaft der FDJ ein Kreissportausschuss gebildet wurde”.

Möglich machte die ersten Schritte auch im Sport der Befehl Nr. 2 der Sowjetischen Militärad ministration in Deutschland (SMAD) vom 10. Juni 1945, der die Gründung von Parteien und Massenorganisationen in der Sowjetzone erlaubte, natürlich streng nach dem Willen der Siegermacht. Mit jenem Datum vom 10.6.1045 übrigens wendet sich die Ortssportabteilung Aue an den Aktionsausschuss der Stadt mit dem Vorschlag, dass man „beschleunigt die Schwimmabende für Jung und Alt wieder einführt. Daneben können dann die notwendigen Schritte getan werden, um auch die anderen Sportarten wieder ins praktische Leben zu rufen”. In ihrem Buch „Das war Wismut Aue” erinnern sich Armin Günther und Willy Tröger an den Neubeginn: „In Aue treffen die Heimkehrer ein. ... Fritz Weigel begegnet zufällig Heinz Günther. Heinz ,Ton’ Kaden sei da und auch Hans Löffler, erzählt er. Von kleineren Verwundungen abgesehen könnten sie durchaus wieder Fußball spielen.” Man trifft sich im Vereinslokal des alten SV Aue, der „Reichshalle” in der Neustadt. „Im August”, so die Autoren, „wird in diesem Lokal die erste Fußballsektion wiederbelebt. Den Vorsitz der Sportgruppe (SG) Aue übernehmen Mitglieder des Vorstandes aus Kriegs- und Vorkriegszeiten: Vorsitzender ist Kurt Ungethüm, Stellvertreter und Kassierer Emil Reinhold. Fritz Weigel, Heinz Günther, Herbert Colditz und Ewald Strobel komplettieren die SG-Führung.

1946 ERSTE MEISTERSCHAFTEN AUF REGIONALER EBENE

Verbindungen mit Fußballern umliegender Orte werden geknüpft. Am 20. August 1945 treffen in Aue die SG und Saxonia Bernsbach aufeinander, trennen sich 2:2. Eine Woche darauf gewinnen die Bernsbacher 3:0. Anfang September siegen die Auer gegen Schneeberg 7:0. Bald treten auch Mannschaften aus Lößnitz, Lauter, Grünhain, Beierfeld, Bockau und anderen Orten an. 1945 gab es nur Freundschaftsspiele, 1946 dann die erste Meisterschaft. „Zunächst auf Kreisebene – mehr war von der Besatzungsmacht nicht erlaubt”, schreiben die damaligen Spieler Armin Günther und Willy Tröger in ihrem Buch. Dabei muss man auch beachten, dass der Zutritt zur Wismutregion nur mit besonderer Genehmigung möglich war, auch das erschwerte einen überregionalen Spielbetrieb. In einer Darstellung der SG Aue von 1948 heißt es: „1946 wurde erstmals wieder eine offizielle Meisterschaft ausgetragen, in der die 1. Auer Elf punktgleich mit Bernsbach den Meistertitel durch ein Ausscheidungsspiel knapp mit 4:5 Bernsbach überlassen mußte. 1947 war das Jahr der großen Erfolge der Auer Mannschaften. Die 1. Elf wurde Kreis- und Pokalmeister 1947, die 2. Elf Kreismeister der 2. Klasse, während die Jugend bereits 1946 den Kreismeister stellte.” 1948 wurde die Sportgemeinschaft Aue „auf Grund ihrer Spielstärke der Bezirks-Liga zugeteilt”. Historische Belege für die am 4. März 1946 erteilte Erlaubnis des sowjetischen Stadtkommandanten zur offiziellen Gründung eines Fußballvereins, der Sportgemeinschaft (SG) Aue, ließen sich trotz intensiver Bemühungen bisher nicht finden. Somit bleiben die Ereignisse an jenem Rosenmontag eine Anekdote mit viel Charme, welche auch gut zu unserem Kumpelverein passt.

WER WEISS GENAUES ÜBER DIE GRÜNDUNG IM MÄRZ ’46?

Hiernach soll es an jenem 4. März 1946 im Rahmen einer (verbürgten) Faschingsfeier in der Auer Gaststätte Stadtpark zur Gründung gekommen sein. Da jedoch auch kein anderes konkretes Datum zu finden ist, auf welches der Beginn der Nachkriegsära unseres Vereins im Jahr 1946 datiert werden kann, spricht nichts dagegen, den 4. März als Geburtsdatum zu wählen, zumal auch der FC Aue im März 1908 gegründet worden war. Im weiteren Verlauf wurde nach der Erlaubnis durch die sowjetische Besatzungsmacht am 3. August 1948 die formal offizielle Gründung der SG Aue (nach-) vollzogen. Wer zur Aufklärung der Gründungsgeschichte der Jahre 1945 bis 1948, insbesondere zu dem Geschehen im März 1946, beitragen kann, wende sich bitte an die Arbeitsgruppe Gründungsdatum des FC Erzgebirge.