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Porträt Clemens Fandrich: „AUF DER BANK IST NICHT MEIN ANSPRUCH”

Mit Bundesliga-Spieler Dominik Kaiser verbindet Clemens Fandrich seit der gemeinsamen Leipziger Zeit eine Freundschaft, häufig telefonieren sie oder treffen sich auf ’nen Kaffee. Neid auf die Karriere des Kollegen liegt dem Veilchenprofi freilich fern: „Ich bin nach meinen beiden RB-Jahren einen anderen Weg gegangen und froh, wie alles gekommen ist. Auch, jetzt wieder in Aue zu sein.”

Mit Beginn der Rückrunde war „Fanne” im Januar 2015 auf Leihbasis von Red Bull ins Erzgebirge gewechselt, weil er sich auf der Bank nicht wohlfühlte. „Bloß neun Einsätze in der Hinrunde, das war nicht mein Anspruch. Bei den Veilchen wurde ich prompt Stammspieler und konnte den nächsten Schritt gehen, wollte in die Rolle eines Führungsspielers wachsen. Mir imponierte zudem, wie die Fans in bitteren Momenten zur Mannschaft halten. Als der Abstieg mit dem 2:2 in Heidenheim feststand, sind die Kumpels von den Rängen gekommen, haben uns in den Arm genommen und Mut gemacht”, erinnert sich der im Sommer 2016 zurückgekehrte Mittelfeldmann. Die positiven Erinnerungen an Aue waren ein Grund dafür, zugleich wollte „Fanne” nach einem Jahr in der Schweiz näher zur Familie, die Eltern leben im Spreewald, ziehen. Dort, beim SV Werben, hatte der am 10. Januar 1991 in Berlin Geborene mit fünf Lenzen zu kicken begonnen. Den Virus geerbt hat er von Vater Holger, der einst für Union Berlin am Ball war und sein erster Coach in Werben. Sogar der Spitzname wird in der Familie weitergegeben: „Mein Papa hieß ,Fanne’ und auch mein Opa wurde so gerufen.”
Bereits ein Jahr später setzte er die Ausbildung im Nachwuchsleistungszentrum des FC Energie Cottbus fort und schaffte es über die zweite Mannschaft in den Zweitligakader. Der Wechsel zu RB Leipzig war ein weiterer Schritt aufwärts, auch wenn die ambitionierten Sachsen Anfang 2013 noch in der Regionalliga kämpften. Am Ende der Saison stieg er mit den „Bullen” in die 3. und ein Jahr darauf in die 2. Liga auf. Mit höherer Klasse wuchs jedoch die Konkurrenz im Team, weshalb er sich wie erwähnt im Winter 2014/15 für Aue und damit Spielpraxis entschied. Die folgende Saison beim Erstligisten FC Luzern sei eine spannende gewesen, dort konnte er sich mit Gegnern messen, die, etwa beim FC Basel, international auf sehr hohem Niveau spielen. Abgesehen davon, dass die Schweiz ein herrlicher Ort ist, begann er damals ein BWL Studium, das er in absehbarer Zeit in Deutschland fortsetzen will. „Den Verantwortlichen beim FC Erzgebirge bin ich dankbar, dass ich im letzten Sommer wieder in Aue anheuern konnte”, meint der 26-Jährige, der sich in der Hinrunde erst neu durchsetzen musste. „Ich kam in ein erfolgreiches Aufstiegsteam, mich hier rein zu arbeiten war kein Selbstläufer. Umso mehr freue ich mich, es geschafft zu haben. Mein Ziel ist, meine Erfahrungen im Abstiegskampf weiterzugeben und Führungsverantwortung zu übernehmen. Das Wichtigste aber ist der Klassenerhalt!” Dafür drückt seine Freundin Amina die Daumen, die sich nach einer Meniskusverletzung selbst wieder zurückgekämpft hat, wie Clemens verrät. In zwei Wochen will die Hürdenläuferin bei den Deutschen Hallenmeisterschaften nach Medaillen greifen. (OS)

Text: Olaf Seifert
Foto: Foto-Atelier LORENZ