Leidenschaft und Publikum
Bemerkenswerte Energie im Erzgebirgsstadion
Es brauchte an jenem denkwürdigen Abend des Ostersonntag 2025 weder Eigenlob noch Selbstbeweihräucherung. Die „Zusatzstoffe“ zum ersehnten Heimsieg des FC Erzgebirge Aue fasste Dortmunds Trainer Jan Zimmermann anerkennend zusammen: Leidenschaft, Wille, Teamgeist und Publikum. Mehr als 10.000 Zuschauer sorgten für ein wahres Fußballfest. Emotional und sportlich.
Die geflügelte Frage ist ebenso müßig wie schwer zu beantworten. Was war zuerst da: Die Henne oder das Ei? Oder auf den FC Erzgebirge Aue am lauen Frühlingsabend des 20. April bezogen – sorgte die kämpferische Vorstellung der Mannschaft für die großartige Atmosphäre oder die lautstarken Zuschauer mit ihrer Rückendeckung für eine fulminante Leistung des Teams? Die Wahrheit liegt vermutlich wie so oft in der Mitte.
Fest steht: Fast 11.000 Besucher wussten um die Bedeutung dieses Heimspiels gegen Borussia Dortmund II und wollten die personell arg gebeutelten Kicker in lila-weiß nach vorn peitschen. Das Publikum ging somit in „Vorleistung“ und übernahm Verantwortung. Die Jungs auf dem Rasen brauchten wenige Minuten Verunsicherung gegen agile Bundesliga-Talente, bis sie ihr Herz in die Hand nahmen und eine starke Leistung zeigten. Mutig, offensiv, kämpferisch, laufstark. Kein Meter Boden wurde von Aue preisgegeben, kein Zweikampf gemieden. Zwei sehenswert herausgespielte Tore, weitere Chancen und ganz viel Leidenschaft sorgten dafür, dass der endgültige Klassenerhalt mit drei Punkten und purer Ekstase zum Greifen nahe ist.
Auch Trainer Jens Härtel war nicht nur erleichtert, sondern vor allem stolz. Auf die Mannschaft und auf die mitreißende Atmosphäre auf den Rängen unter Flutlicht. „Es herrschte eine bemerkenswerte Energie im Stadion. Das hat die Jungs bei ihrem Kraftakt beflügelt, das haben sie gebraucht“, lobte der FCE-Coach die Fans und ihren Support. Mittendrin: Der gesperrte Marvin Stefaniak im Ultrablock, heiser bereits zur Pause.
Roland Frötschner schloss sich dem Gänsehaut-Resümee gern an. „Ein großes Dankeschön an alle, die zum Gelingen dieses außergewöhnlichen Fußballfest beigetragen haben“, so der Präsident des FC Erzgebirge Aue im Namen des gesamten Vorstands sichtlich beeindruckt. Ob der Funke vom Publikum auf die Mannschaft übersprang oder umgekehrt – es war schlicht egal an diesem wunderbaren Ostersonntag. Entscheidend war die Leidenschaft. Oben auf den Tribünen und unten auf dem Rasen. Der FCE hat genau das gezeigt, was den Verein seit jeher auszeichnet: Nicht lamentieren, sondern Ärmel hochkrempeln und sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.