Gänsehaut-Momente
Der Reisebericht von FCE-Mitglied Marcel Wagner
FCE-Mitglied Marcel Wagner aus Lorenzenberg hat eine wahre Odyssee hinter sich. Wie so viele Fans des FC Erzgebirge Aue bei der emotionalen Reise ins nordirische Lurgan. Es war hektisch, teuer, nervenaufreibend – vor allem aber wunderschön. Sein Reisebericht vom Glenavon FC.
„Es war eigentlich alles gut geplant: Vom Wohnort nahe München allein und in Ruhe zum Flughafen, am frühen Nachmittag dann nach Amsterdam, nach kurzem Aufenthalt weiter nach Belfast und die Party konnte beginnen – so weit, so gut.
Doch schon der Abflug verzögerte sich. Als dann noch der Flugkapitän persönlich in die Kabine kam und eine weitere Stunde Verzögerung ankündigte, entlud sich der Ärger erstmal. Die erschrockenen Flugbegleiterinnen versuchten zu beruhigen. Doch mir war klar - das mit dem Anschlussflug wird nichts mehr. In der Hoffnung, nun auf den abendlichen Flug nach Belfast umgebucht zu werden, wurde dann endlich das Zwischenziel erreicht. Doch dann in Amsterdam der Schock: Nächster Flug angeblich ausgebucht, ich sollte hier übernachten und dann am Sonnabend über Aberdeen nach Belfast fliegen, Ankunft mittags - das kam natürlich nicht in Frage. Trotz aller Diskussionen konnten die lieben Holländer nichts anderes anbieten. Letzter Ausweg war, selbst online nach einer Alternative zu suchen. Tatsächlich war im Abendflug nach Belfast noch ein Platz buchbar, ich musste dreimal hinschauen. Schnell auf Buchen geklickt und den Flug gesichert. Der Preis von 980,- € für den einstündigen Flug war zwar nicht im Budget eingeplant, schockte aber nur kurz, mir blieb nichts anderes übrig. Abends bot sich in den Pubs des Belfaster Cathedral Quarters noch ausgiebig die Möglichkeit, die ganze Aufregung zu verdauen …
Am nächsten Morgen ging es mit dem 9 Uhr-Zug nach Lurgan. Im Abteil eine Gruppe junger Wismut-Anhänger, denen man die Nachwehen des Vorabends deutlich anmerken konnte. Voller Vorfreude und Neugier starteten die meisten zum Treffpunkt Brownlow House. Ich machte mich jedoch erstmal auf den Weg ins Stadion. Dort wollte ich im Domizil des Fanclubs Spirit of 2014 erstmal meine bestellten T-Shirts abholen. Der Container war offen, aber menschenleer, also sprach ich den Erstbesten an. Es war Venny. Viele lernten ihn später kennen, als er oberkörperfrei und mit einem rosa Hut bekleidet im Wismut-Block feierte. Nachdem dann seine Kollegin Brooke dazustieß, fand sich noch ein Aue-Fan aus dem Altenburger Land ein. Wohnhaft in Manchester hatte er eine vergleichsweise kurze Anreise. Bald schon stellte sich Durst ein und wir fragten, ob es schon Bier gäbe. „Sure, the first one is free!“ Es ging also mit Freibier los – es sollte nicht das Letzte bleiben. Im mit Aue-Schal und -Wimpel geschmückten Vereinsheim „The Cabin“ unterhielten wir uns lange. Fast hätte ich den Start des Fanmarsches verpasst, ich hetzte hinunter ins Zentrum. Besonders beindruckten mich die vielen wartenden Anwohner, die mit Handy bewaffnet erwartungsfroh, aber auch etwas unsicher was nun kommen sollte, alle in eine Richtung blickten. Wann kommen Sie? …. Der Rest ist Geschichte: Das Steigerlied in Nordirland, die Glenavon-Fans im Aue-Block, die staunenden Spieler, die Party danach - ein Gänsehautmoment sollte den anderen jagen.
Übrigens schloss sich bei der Rückreise der Kreis der Flugzeugverspätungen. Nur weil der Anschlussflug ebenfalls spät dran war, wurde der Flug nach München noch erreicht. Das war Minutensache. Was für ein Wochenende!
Bei mir bleibt die Erinnerung an ein fantastisches Erlebnis, von dem man noch lange erzählen wird. Vielleicht entsteht eine Fanfreundschaft mit wechselseitigen Spielbesuchen – ich würde es mir wünschen. Ich denke, die Lila-Weißen waren nicht das letzte Mal auf der grünen Insel.
Vielen Dank auch an die Organisatoren, Ihr habt Historisches möglich gemacht.
Marcel Wagner, Lorenzenberg, Mitglied 9284



