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Chef-Sache

Ryan Malone auf Anhieb ein Führungsspieler

Ryan Malone hat seine Feuertaufe mit Bravour bestanden. Der Neuzugang des FC Erzgebirge Aue absolvierte sein erstes Pflichtspiel für die Veilchen vor ausverkauftem Haus ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein Hansa Rostock. Nicht nur die „Null“ stellte dem erfahrenen Amerikaner als Führungsspieler ein herausragendes Arbeitszeugnis aus.

 

Mit 32 Jahren gehört der großgewachsene Innenverteidiger zu den Routiniers im Team und übernahm vom ersten Tag an Verantwortung. Gegen Hansa hatte der „Ami“ nicht nur die Lufthoheit, sondern präsentierte auch seine ganz persönliche „Waffe“ in beeindruckender Manier: Einwürfe wie Freistoßflanken punktgenau auf den Elfmeterpunkt. Für die Zukunft heißt das – sobald der Ball in der Nähe des Strafraums ins Aus trudelt, kommt Ryan Malone. Einwürfe sind ab sofort Chef-Sache. Ganz nebenbei wurde Ryan Malone bei TV-Sender Magenta in die Elf des Tages gewählt ob seiner Leistung. Das Debüt ist mehr als gelungen.

 

Basketball, Volleyball, Fußball? All das hat Ryan Malone mit Spaß und Erfolg gespielt. Noch im College in Springfield, Massachusetts, wo er Sportmanagement studierte, fuhr der Junge auf allen drei Gleisen. Am Ende peilte er eine Profi-Karriere im Fußball – Soccer, wie es in seiner US-Heimat heißt – an. Damit in Europa Geld zu verdienen, blieb zunächst ein geheimer Traum, bis Ryan 2015 in Deutschland vorspielte und prompt einen Vertrag beim 1. FC Magdeburg bekam. Sein Trainer damals wie heute hieß Jens Härtel.

 

Sein Soccer-Way schien früh vorgezeichnet, wie sich der am 11. August 1992 in der Kleinstadt Chicopee im US-Staat Massachusetts geborene Junge erinnert: „Außer Papa spielte die ganze Family Fußball; Mama, Bruder und Onkel. Mit drei, vier Jahren begann ich in Chicopee zu üben, ebenso wie Basket- und Volleyball. Ich probierte alles, nur zu American Football sagte Mutter no; zu gefährlich, fand sie. 2014 flog ich nach der College-Zeit für drei Wochen nach Deutschland, um zu checken, ob Fußball eine Option wäre. Wie gesagt, ein Jahr später klappte es in Magdeburg dann wirklich.” Schwer seien die ersten Monate gewesen, besonders wegen der neuen Sprache: „Mit den Kommandos auf dem Platz lief es schnell, doch Trainer Härtel hat hartnäckig gedrückt, damit ich mehr lerne.”

 

Sportlich startete Malone prima, in den ersten beiden Partien gegen Wehen-Wiesbaden und Dresden traf der Ami sofort, doch im dritten Spiel verletzte er sich und beim Comeback nach zwölf Wochen gleich wieder. Darum wechselte Ryan nach der Saison zu den Stuttgarter Kickers. Er tankte viel Spielpraxis, das war okay, und musste jede Woche auf ’ner anderen Position ran. Hart, aber lehrreich. Richtig blühte der meist als Innenverteidiger und Sechser, aber bei Bedarf auch mal in der Offensive geforderte Fußballer erst beim 1. FC Lok auf: „Die zwei Jahre dort waren eine tolle Zeit, ich hab’ mich richtig gut entwickelt, in 60 Spielen 20 Tore gemacht und meine Frau war in Leipzig sehr glücklich. Bis heute geht Kate, die er am College in Springfield kennenlernte, mit ihm durch dick und dünn. Große Liebe, Rückhalt, Vorbild. Mit ihr und den Mädels Blair (fünf) und Noelle (anderthalb) wohnt er jetzt im Erzgebirge, wo sich die Familie pudelwohl fühlt: „Eine wunderschöne Gegend, wo die Kinder in Ruhe aufwachsen, und super Golfplätze soll’s hier auch geben.”

 

Falls Zeit für Golf bleibt, denn sein Fokus liegt auf dem Fußball-Job. Nach guten Jahren bei VfB Lübeck, Hansa Rostock (wieder unter Coach Jens Härtel) und zuletzt dem FC Ingolstadt will der 32-Jährige in Aue noch mal voll angreifen. Sprich, konsequent verteidigen. Warum gerade Aue? „Ich kannte den Trainer, hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen hier, mein Bauch sagte sofort ja. Spätestens in Nordirland war der letzte Zweifel weg. Über tausend Fans fliegen zu einem Testspiel über den halben Kontinent – Respekt! Solche Fans habe ich noch nie erlebt!” Malone, den Namen gibt es auf der grünen Insel häufig. Tatsächlich hatte Ryan in Amerika geforscht und erfahren, dass viel Irland in seiner Familie steckt.

 

Und in ihm stecke inzwischen viel Ostdeutsches, setzt der Fußballer aus Neuengland hinzu: „Ob bei Lok, Hansa, in Magdeburg oder nun in Aue – das sind Mannschaften und Fans, die bis zur letzten Sekunde alles geben. Das ist genau meins. Ich will einer sein, der dazwischen geht, nie aufgibt.” Auch in der Vorbereitung: „Super anstrengend, aber das gehört dazu. Gegen Gladbach konnten wir Stärken andeuten, sahen aber auch, wo wir uns verbessern müssen.” Auf Rostock war er naturgemäß besonders heiß: „Gleich ein Ostderby zu Hause und gegen den alten Verein – geil!“ Die Lust war spürbar, die Leidenschaft groß. Bei Ryan Malone und dem gesamten FCE-Team.