2:2 - Veilchen geben Sieg in Überzahl aus der Hand
Abstiegskampf am zweiten Advent - zum 17. Spieltag empfing der FC Erzgebirge Aue den FC Ingolstadt im weihnachtlichen Lößnitztal. In einer hektischen und umkämpften Partie gerieten die Lila-Weißen in Rückstand und drehten in Überzahl das Spiel. Einen Sieger gab es nach dem Schlusspfiff aber nicht. Unser Spielbericht.
Tor und Platzverweis für Ingolstadt
Die Lage im Schacht spitzt sich zu im Lößnitztal. Im Abstiegskampf empfingen die Veilchen zu Hause die Schanzer aus Ingolstadt. Ein direktes Duell und nach den Ergebnissen auf den anderen Plätzen war klar, dass nur mit einem Sieg der Anschluss gehalten werden konnte. Ausgerechnet vor dieser wegweisenden Partie verschärfte sich die Personalsituation bei den Lila-Weißen erneut. Neben Marcel Bär, Julian Guttau und den ohnehin gesperrten Pascal Fallmann fielen mit Julian Günther-Schmidt und Martin Männel zwei weitere erfahrene Spieler aus und so blieb Cheftrainer Jens Härtel kaum Spielraum bei der Mannschaftsaufstellung. Anthony Barylla rückte auf die Position des Rechtsverteidigers und immerhin kehrte mit Marvin Stefaniak ein wichtiger Anker im Offensivspiel zurück. Im Sturm sollte es Ricky Bornschein richten. Bei frischen, aber trockenen Bedingungen ging es im Flutlichtschein ins Spiel.
Trotz der vielen Ausfälle und der Rotation versuchten die Auer gleich, den Ball für sich zu gewinnen, und gingen mit mehr Initiative an die Sache heran. Ingolstadt zog sich von Beginn an weit in die eigene Hälfte zurück und ließ die Veilchen anrennen. Auf dem holprigen Geläuf im Schacht dauerte es sehr lang, bis sich eine der Mannschaften zu einer Abschlusssituation vorarbeiten konnte. Ein Distanzschuss von Anthony Barylla und ein gut getretener Freistoß von Ingolstadts Max Besuschkow waren die einzig nennenswerten Torraumszenen in der Anfangsphase. Erst nach zwanzig Minuten gelang es den Erzgebirgern, die Ingolstädter Abwehr zu überspielen. Ricky Bornschein führte den Angriff an, verlagerte den Ball auf die rechte Seite und aus voller Fahrt jagte Anthony Barylla das Leder wieder ins Zentrum. Aber die Hereingabe war weder ein richtiger Schuss noch eine Flanke und strich an Freund und Gegner vorbei. Aue ließ eine gute Gelegenheit zur Führung aus und wurde postwendend bestraft.
Nur nach Standards waren die Ingolstädter bislang gefährlich geworden und in der 31. Minute zappelte der Ball nach einem Freistoß im Auer Tor. Wieder war es Besuschkow, der das Spielgerät scharf gemacht hatte. Im Getümmel bekamen die Auer die Situation nicht entschärft und so staubte Frederik Carlsen ab und brachte den Ball im linken Eck unter. 0:1 – eine ganz bittere Pille für die Veilchen, denn den Schiedsrichtern war ein Handspiel eines Ingolstädters entgangen. Die Schanzer führten, aber dezimierten sich direkt nach dem Treffer. Julian Kügel räumte mit gestrecktem Bein und mit offener Sohle Ryan Malone weit vom Tor entfernt an der Seitenlinie ab. Schiedsrichter Simon Schreiner zögerte keine Sekunde und zeigte dem Übeltäter umgehend die Rote Karte. Jetzt waren die Veilchen gefordert und die Hausherren versuchten sofort, Druck aufzubauen und drängten auf den Ausgleich. Die dezimierten Schanzer zogen sich im Stile einer Handballmannschaft zurück und mauerten ihren Strafraum zu. Bis zum Pausenpfiff gelang es den Veilchen nicht, diese Abwehr zu durchbrechen.
Greifbar naher Sieg
Der Wille war da in der ersten Hälfte, nur bei der Präzision und Konzentration fehlte den Erzgebirgern einiges im ersten Durchgang. Gleich mit der ersten Offensivaktion nach dem Seitenwechsel machten sie es viel besser. Mika Clausen legte Anthony Barylla den Ball in den Laufweg. Die scharfe und flache Hereingabe ließ Ricky Bornschein geistesgegenwärtig durch und unbedrängt konnte Marvin Stefaniak aus kurzer Distanz den Ball unter den Giebel knallen. 1:1 – so leicht konnte Fußball sein. Jetzt war alles wieder offen und Aue ging nicht vom Gaspedal. In lila-weißer Überzahl kannte das Spiel in dieser Phase nur eine Richtung und jetzt versuchten es die Hausherren aus allen Lagen. Immer wieder segelte der Ball auf den rechten Flügel. Beim nächsten Versuch zog Barylla direkt ab, traf aber nur das Außennetz. Die beste Chance hatte dann ausgerechnet Ryan Malone als Ex-Schanzer auf dem Kopf. In der 63. Minute sprang der US-Amerikaner am höchsten, aber Keeper Eisele riss die Fäuste hoch und zeigte eine wahre Glanzparade. Der Führungstreffer lag in der Luft, nur ließen die Veilchen aus und geschlagen waren die Schanzer bei weitem nicht.
Die Mannschaft von Sabrina Wittmann lauerte und gab das Verbarikadieren langsam auf. Louis Lord bekam in der zweiten Halbzeit fast nichts zu tun, musste in der 70. Minute aber hellwach sein. Wieder hatte Max Besuschkow einen gefährlichen Ball in den Strafraum geschlagen und fand damit am langen Pfosten Außenverteidiger Hoppe. Lord parierte und verhinderte den erneuten Rückstand. Die Zeit tickte und gerade als sich die Gäste wieder aus der eigenen Hälfte hervorwagten, gelang Aue der nächste Nadelstich. Natürlich ging es wieder über die rechte Seite. Diesmal brachte der eingewechselte Eric Uhlmann die Kugel in die Mitte und diesmal hatten die Schanzer Jonah Fabisch aus den Augen verloren. Der Mittelfeldspieler köpfte punktgenau und vom Innenpfosten sprang die Kugel in die Maschen. 2:1 – für Erzgebirge Aue. Die Veilchen hatten das Spiel gedreht, aber entschieden war die Partie lange nicht.
Trotz Rückstand und Unterzahl mobilisierten die Schanzer in der Schlussphase die letzten Kräfte und suchten die direkte Antwort. Lukas Fröde eröffnete den Sturmlauf. Seinen Kopfball lenkte Louis Lord über die Latte. Bis dahin hatten die Veilchen die Partie im Griff gehabt und defensiv stabil gestanden. Mit dem Sieg in greifbarer Nähe entglitt den Auern zusehends die Kontrolle. Statt mit einem nüchternen Konter die aufgerückte Ingolstädter Abwehr zu überspielen und die Entscheidung zu erzwingen, verteidigten die Lila-Weißen fahrig und schlecht. Es kam, wie es unweigerlich kommen musste. In der ersten Minute der Nachspielzeit segelte eine Hereingabe an den linken Rand des Auer Strafraums. Im Zentrum gelang es den Verteidigern nicht, den Ball aus der gefährlichen Zone zu schlagen und so konnte Jonas Scholz kompromisslos einnetzen. Der späte Ausgleich und der bittere Schlusspunkt einer Partie, die die Auer eigentlich schon gewonnen hatten.
Der Spielberichtsbogen
FC Erzgebirge Aue:
Lord - Barylla (61. Uhlmann), Malone, Zobel, Seiffert (61. Collins) - Fabisch, Tashchy, Majetschak - Clausen (80. Weinhauer), Bornschein (80. Ehlers), Stefaniak (61. Schmid)
FC Ingolstadt:
Eisele - Hoppe (85. Sturm), Lorenz, Scholz, Decker (62. Fröde) - Besuschkow (85. Dragulic), Plath, Carlsen - Costly, Kügel, Christensen
Tore:
0:1 Carlsen (31.)
1:1 Stefaniak (48.)
2:1 Fabisch (79.)
2:2 Scholz (90.+1)
Zuschauer:
5.710
Glück Auf!
Bilder: Alexander Gerber, Dennis Hambeck - FCE, Sven Sonntag - PicturePoint
Text: Max Richter








