2:0 - Ein Spiel ohne Verlierer
Der Glenavon FC und der FC Erzgebirge Aue haben am Samstag ein offenes Kapitel der eigenen Geschichte geschlossen und dabei eiserne Regeln im Fußball geschmolzen. Während es im Europapokal der Landesmeister 1960 nur Sieger und Verlierer geben konnte, gewannen am Samstag im Rahmen des historischen Nachholspiels beide Vereine. In einzigartiger Weise verbanden sich einstige Kontrahenten zu Freunden. Der sportliche Vergleich rückte dabei fast in den Hintergrund. Der Versuch eines Spielberichts.
Die treibende Kraft hinter der verbindenden Energie ruhte zweifelsohne in den Fans beider Vereine. Schon weit vor dem Spiel zogen die Auer Fans vereint zum Stadion und beeindruckten dabei ihre Gastgeber vollends. Tolle Aufnahmen entstanden in den Straßen Lurgans als sich die Fans beider Vereine feierten und auf den Weg machten. Im wahrsten Sinne eines Freundschaftsspiels tauschten sich die Anhänger beider Lager vor dem Spiel aus. Dank der guten Organisation des Glenavon FC war hier für alles gesorgt und die Gastfreundschaft der Nordiren suchte ihresgleichen.
Doppelpacker Erik Weinhauer
Fußball gespielt wurde zwar auch, aber es brauchte fast keinen rollenden Ball, um die Begeisterung auf den Rängen noch weiter zu schüren. Bei typisch britischem Wetter warfen die Nordiren um Trainer Paddy McLaughlin alles in die Waagschale und die ersten zwanzig Minuten sahen die Fans ein ausgeglichenes Spiel der beiden Erben der Meistermannschaften. Innenverteidiger Barney McKeown warf sich in jeden Auer Ball und hielt den eigenen Strafraum lange sauber. Erst Erik Weinhauer konnte den nordirischen Riegel knacken. Eine starke Finte im Strafraum ließ seinen Gegenspieler aussteigen, und Torwart Tadhg Ryan blieb beim strammen Schuss ins kurze Eck chancenlos. 1:0 - für die Veilchen und der Neuzugang aus Jena wurde an diesem Tag in Lurgan zum Matchwinner. Kurz vor der Pause erhöhte die neue Nummer sieben auf 2:0. Diesmal bereitete Marvin Stefaniak mustergültig vor und Weinhauer staubte ab.
Im zweiten Durchgang flachte die Partie etwas ab und umso frenetischer wurde auf den Rängen gefeiert. Aue verpasste es, mit weiteren Offensivaktionen das Ergebnis höher zu schrauben und Glenavon arbeitete bis zum Schluss am Ehrentreffer. Der wäre definitiv gefallen, doch Nachwuchstalent Max Uhlig sicherte sich mit einigen starken Aktionen die Weiße Weste. So blieb es ergebnistechnisch beim 2:0 für Aue, doch auf den Rängen hatten sich die beiden Fanlager ohnehin längst verbündet und feierten den speziellen Tag auf ganz eigene Weise. So war das sportliche Abschneiden an diesem Tag beinahe egal. Beide Vereine und Fanlager feierten einen ganz besonderen Tag gemeinsam und so fand "The Game that never was" endlich in Nordirland statt. Was bleibt, sind die Erinnerungen an einen ganz besonderen Tag, dessen Bedeutung so kurz darauf gar nicht bemessen werden kann.
Ein Spiel ohne Verlierer
Der FC Erzgebirge Aue bedankt sich bei den Verantwortlichen und Fans von Glenavon für die Gastfreundschaft, die Organisation und das fantastische Miteinander und für einen Tag, der in die Historie der beiden Traditionsvereine eingeht. Mit dem Bewusstsein der eigenen Geschichte und mit der Begeisterung für den anderen Verein und die andere Kultur entstand an diesem Samstag etwas ganz Besonderes. Einen Verlierer gab es dabei nicht - beide Vereine haben neben unvergesslichen Erinnerungen einen Freund gefunden.
Glück Auf!
Bilder: Dennis Hambeck - FCE, Sven Sonntag - PicturePoint
Text: Max Richter