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Vor 61 Jahren: Wismut gewinnt den FDGB - Pokal

SC Wismut Karl-Marx-Stadt gegen SC Empor Rostock 3:2 (1:0, 2:2) nach Verlängerung111. Minute: Meier inszenierte das Siegestor Als beide Mannschaften von den 18 000 Zuschauern herzlich begrüßt auf das Spielfeld liefen, bemerkte man, dass sich nicht nur beim SC Wismut mit Satrapa, Tröger und Freitag verletzte Stammspieler fehlten, sondern auch das SC Empor Späth und Leeb wegen Verletzung nicht zur Verfügung hatte. Während die Wismut Kumpel die Lücken mit Viertel sowie den erstmalig spielenden Mohr (früher Wismut Gera) und Wagner (früher Fortschritt Meerane) geschlossen hatten, griff Trainer Pfau auf Pöschl und F. Bialas zurück. Empor gewann die Platzwahl und spielte zuerst gegen die schräg stehende Sonne. Kaum hatte das Spiel mit großem Tempo begonnen (Gerhard Schulz bekam gleich einen Rempler ab) als Rostock schon 0:1 im Rückstand lag. Leber ließ einen von Wagner hoch aufs Tor gegebenen Ball nur abprallen, Kaiser direkt vor die Füße, der aus dem Hinterhalt flach in die linke Ecke einschoss. Das verschaffte den Wismut Spielern natürlich Auftrieb, die einige schnelle Angriffe starteten, im Felde ansprechend kombinierten und Leber mehrmals Beschäftigung gaben. In der 10. Minute wurde Steinbach erstmalig ernstlich auf die Probe gestellt, als F. Bialas schulmäßig flankte. Haarscharf strich dann eine Eingabe Günthers der sich gegen die zunächst nicht immer sichere Rostocker Deckung durchgesetzt hatte, von Viertel mit dem Kopf verlängert, in der 13. Minute an Lebers Gehäuse vorbei. Empor war nicht entmutigt, griff unentwegt an und genoss einige Vorteile durch die nicht immer stilgerechte Abwehr. Bis zur 25. Minute hatte Rostock bereits 3:1 ecken erzielt, die aber schlecht genutzt wurden. Das Zusammenspiel von Wismut wirkte flüssiger als das der den Ball oft abprallen lassenden Empor-Stürmer, doch wurde das Leder vielfach zu lange geführt. Auf den Schluss der ersten Halbzeit hin gab es viel Mittelfeldspiel, also tote Minuten, weil beide Deckungsreihen die zu „durchsichtig“ operierenden Stürmer beherrschten. Mehrfach ging die Gefahr von dem recht offensiv spielenden Schaller aus, ein Treffer der jetzt etwas drückenden Ostseestädter kam aber nicht zustande, weil die gesamte Fünferreihe zu wenig und dann noch ungenau schoss. Zedel vergab zwei Minuten vor der Pause die bisher größte Ausgleichschance. 1:0 also beim Wechsel für Wismut und 4:1 Ecken für Empor. SC Empor wechselte zur Pause F. Bialas gegen Zwarh aus und spielte nun mit Pöschl als Rechts und Zwahr als Linksaußen. Gleich nach Wiederbeginn ließ Leber einen Scharfschuss von Wagner erneut abprallen, doch ging die Gefahr noch vorüber. Im Gegenstoß schoss Holtfreter unheimlich scharf an die Latte, Wismut brachte den Ball nicht weg, und schon nutzte der eben hereingekommene Zwahr die Chance im Nachschuss zum 1:1 aus! Da Kaiser zunächst nicht mehr das Können der ersten 30 Minuten erreichte, in denen er so glänzend Regie geführt hatte, war das Spiel der Wismut-Stürmer jetzt weniger systemvoll. Das 2:1 in der 58. Minute kam deshalb überraschend und wieder auf das Konto von Leber, der einen an sich harmlosen Schuss von Viertel unter dem Körper hindurch ins Tor rollen ließ. Gleich darauf erhielt Zapf eine Ermahnung. Ein drittes Tor von Viertel, von Kaiser prächtig eingeleitet, wurde wegen Abseits nicht gegeben. Mehrmals kam Wismut auf der rechten Seite gefahrdrohend durch, weil Singer nicht mehr beweglich genug war und unter Luftmangel litt. In der 71. Minute erjagte sich Pöschl eine Steilvorlage und schoss kraftvoll aus dem Laufe ab. Hinter Steinbach schlug der Ball ein 2:2. In der Folgezeit waren beide Mannschaften zwar bestrebt, die Entscheidung herbeizuführen, doch forderte die sommerliche Hitze ihren Tribut, und das Tempo ließ nach. Obwohl Wismut die Angriffe gut aus der Deckung heraus aufbaute und sich spieltechnisch als die bessere Mannschaft zeigte, blieb der Ball immer wieder im Empor-Abwehrnetz hängen, das nicht einmal lückenlos war. Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit war A. Bialas frei durch, doch fegte sein Schuss über die Latte. Wenig später strich ein Flachschuss von Mohr glatt am Pfosten vorbei, und dann beendete Gerhard Schulz die reguläre Spielzeit. Ohne Pause ging es in die Verlängerung, in der schon nach wenigen Minuten den Erzgebirglern nach einer Günther-Flanke eine Großchance geboten wurde, die aber vergeben wurde. Beide Mannschaften machten nun einen etwas abgekämpften Eindruck. Leber hielt einen Scharfschuss von K. Wolf famos und auch eine Bombe von Kaiser aus dem Hinterhalt meisterte er. Für Singer wurde das Spiel immer mehr zu einer Belastung, da er mit seinen Kräften am Ende war. Mit 2:2 ging es in die zweite Halbzeit der Verlängerung. Günther kam mit einer Platzwunde auf das Spielfeld zurück. A. Bialas vergab bald eine gute Gelegenheit. Der Initiator des in der 111. Minute fallenden Siegestores war H. Meier, der eine abgewehrte Ecke (Schlussstand 5:5) erwischte, zur Mohr abgab, dieser zu Günther, der an Leber vorbei blitzschnell den Ball ins Tor spitzelte. Verständlicherweise zog Wismut jetzt einige Spieler zurück und die letzten Minuten gehörten Empor. Noch ein Foul von Bauer, einige Schüsse von Wismut ins Gelände, einen Freistoß von Wismut, den Steinbach fing, und dann lagen sich elf glückstrahlende Wismut-Spieler in den Armen, nachdem der ausgezeichnete Schiedsrichter Schulz nach 120 Minuten Spielzeit das Schlusszeichen gegeben hatte.

SC Wismut Karl-Marx-Stadt (weiß-rot): Steinbach, Glaser, Müller, Bauer, K. Wolf, S. Wolf, Wagner (ab 91. H. Meyer), Kaiser, Viertel, Günther, Mohr, Trainer: Dittes
SC Empor Rostock (blau-gelb): Leber, Schaller, Zapf, Singer, Schneider, Minuth, F. Bialas (ab 46. Zwahr), A. Bialas, Holtfreter, Zedel, Pöschl, Trainer: Pfau
Schiedsrichter: Schulz (Berlin)
Linienrichter: Liebschner (Weißenfels), Haak (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer: 18 000
Torfolge: 1:0 Kaiser (2.), 1:1 Zwahr (46.), 2:1 Viertel (58.), 2:2 Pöschl (71.), 3:2 Günther (111.)