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Porträt Mirnes Pepic: Deshalb bin ich ja nach Aue gekommen, ich will mich weiterentwickeln

Geduld und Biss sind gefragt, wenn man erst zwanzig Jahre jung und neu in einer Mannschaft ist, die als verschworene Truppe in nur einer Saison zusammenfand und den Aufstieg in die 2. Bundesliga packte. Vielleicht für keinen der Zugänge ist die Hürde so hoch wie für den offensiven Mittelfeldmann Mirnes Pepic, der auf seiner Position Routinier Christian Tiffert vor der Nase hat.

Vor dem Heimspiel gegen Bielefeld traf sich VeilchenECHO Reporter Olaf Seifert Mirnes Pepic zum Interview:

Eine Hausforderung, ohne Frage. „Aber die Sache hat auch was Gutes, aus der Situation und speziell von Christian kann ich lernen. Deshalb bin ich ja nach Aue gekommen, ich will mich weiterentwickeln”, zieht der Deutsch-Montenegriner seinen Schluss. Die Kunst sei, auf den Punkt da zu sein, wenn ihn der Trainer ins Gefecht schicke. So, wie in der Nachspielzeit des DFB-Pokalspiels gegen Bundesligist FC Ingolstadt. „Pepo” machte sein Ding ordentlich und als er im Elfmeterschießen als vierter Auer zum Punkt schritt, wurde nicht gefackelt. 4:3, Mirnes Pepic!
Frust, bisher in der Liga nicht zum Zug gekommen zu sein, schiebt der 1,78-Mann nicht: „Je mehr du im Training Gas gibst, desto schneller akzepztieren dich die Stammspieler. Wichtig ist, dass wir die Klasse halten, dafür trägt jeder im Team Verantwortung.” Entsprechend optimistisch sei die Stimmung im Kader, auch wenn wichtige Punkte liegengelassen wurden: „Wir waren häufig die dominante Mannschaft, doch es fehlten Erfahrung und Glück gegen gestandene Zweitligisten.” Dass dies gegen den Tabellennachbarn aus Bielefeld am Mittwoch nichts gilt, weiß Pepic wohl, zumal er Arminia von den Ostwestfalen-Derbys mit Paderborn her kennt: „Die Mannschaft kommt über den Kampf und bringt enthusiastische Fans mit, die voll mitgehen. Aber etwas anderes als ein Sieg in dieser Partie steht nicht zur Debatte.”

Entdeckt wurde das Talent von Mirnes, da war er fünf Jahre alt. Die eben vom bürgerkriegsgeplagten Balkan geflohene Familie lebte noch in einem Asylbewerberheim, als Trainer vom örtlichen SF Rammingen fragten, ob Jungs Lust hätten, im Verein zu kicken. So fanden „Pepo” und seine beiden Brüder, der zwei Jahre ältere Hasan – aktuell beim Berliner AK – und der jüngere Nedim, der ebenfalls in der Regionalliga für Hessen Kassel am Ball ist, Spaß am Fußball und deutsche Freunde. Mirnes, geboren am 19. Dezember 1995 in Montenegros Hauptstadt Podgorica, vertiefte das Kicker-ABC später bei BFC Pfulligen und SSV Reutlingen, wo er nach bloß einem Jahr A-Jugend als Siebzehnjähriger in die erste Männermannschaft befördert wurde. 2013 nahm „Pepo” das Angebot des SC Paderborn an und debütierte am 22. November, immer noch 17, im Zweitligamatch gegen den SV Sandhausen. Insgesamt bestritt der Mittelfeldmann für den SCP elf Einsätze, davon zwei in der Bundesliga (2014/15). Das Jahr im Oberhaus bleibt unvergessen, so wie die vier Berufungen in Montenegros U-18- beziehungsweise U-19-Kader. Alles andere als nach Wunsch verlief hingegen das vergangene Jahr in der 2. Liga. Beim ersten Trainer schlechte Karten, beim zweiten – Stefan Effenberg – bekam er wieder Vertrauen und Einsätze, beim dritten saß er wieder auf der Bank. „Ich musste mich verändern, suche jetzt in Aue die neue Herausforderung”, lautet heute seine Kampfansage. „Nach sehr gutem Gespräch mit Herrn Dotchev und den ersten Eindrücken bereue ich mein Ja zu den Veilchen nicht. Der Zusammenhalt in Verein und Team gefällt mir – das ist hier eine echte Familie.” Übrigens bleibt auch der Draht der Pepics zu Familie und Freunden in der alten Heimat heiß: „Was Schöneres als Ferien in Budva kenn’ ich nicht. Montenegro ist eine Reise wert, hier gibt es von Strand über Berge bis zum fantastischen Tara-Canyon alles.” Auch Sanibal Orahovac kennt er, der Fußballer wurde wie er in Podgorica geboren. „Was, der hat in Aue gespielt? Das wusste ich nicht”, staunt „Pepo”. Kein schlechtes Vorbild übrigens, der heute 37-Jährige hatte 2007/08 in zehn Spielen fünfmal für die Veilchen getroffen. (OS)

Foto: Foto-Atelier Lorenz