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Porträt Nicky Adler: Ich bin jeden Tag gerne hier im Erzgebirge

Dort spielte er auf allen Positionen. Es war eine gründliche, harte Fußballschule, ehe der junge Stürmer es bereits mit 17 unter Coach „Dixi” Dörner in den Oberliga-Männerkader des Kultklubs schaffte. Da war das am 23. Mai 1985 in der Messestadt geborene Talent freilich schon U- 18-Nationalkader. Seine sportliche Ader verwundert nicht, war seine Mutter doch erfolgreiche Leichtathletin und Opa Joachim Neuhof Trainer der besten Mittel- und Langstreckenläufer der DDR gewesen. Klar freuten sie sich, als ihr Nicky vier „Buden” in 15 Einsätzen für Deutschlands Juniorenauswahl machte, mit der U 19 bei der EM war und mit der U 20 zur WM ran durfte. Als Profivereine bei dem 18-Jährigen anklopften, rieten sie ihm zum besten Angebot. „Nicht das höchste Gehalt überzeugte, sondern das optimale Paket. Bei 1860 München spielte ich zunächst bei den Amateuren, bekam erst nach zwei Jahren den Profivertrag. Doch nachdem ich am Leipziger Sportgymnasium das Abi erworben hatte, konnte hier die Ausbildung als Einzelhandelskaufmann folgen”, begründet er das Ja zu den „Löwen”. Seine Statistik der vier Jahre an der Isar schießt Nicky aus der Pistole: 66 mal Regionalliga und 26 Tore, 33 mal 2. Bundesliga mit sechs Treffern. Lehrreich sei die Zeit von 2003 bis 2007 gewesen, durchbeißen musste er sich so weit weg von Leipzig, von der Family. „Wenn du jung bist, ist München ’ne coole Stadt, doch mit der Zeit merkst du, wie oberflächlich und verblendet dort vieles ist. Da ist Aue eher was für mich”, findet der nun Dreißigjährige. „Ich bin jeden Tag gerne hier, weil die Leute auch an schlechten Tagen zu dir stehen. Dafür danke ich Steffen und Pavel, „Lenker” und Max, den ich noch aus Burghausen kenne. So wie es jetzt im Team und bei mir läuft, ist das sicher für beide Seiten ’ne wunderbare Geschichte.” Nach Jahren in Nürnberg (13 Bundesliga-Einsätze und drei im Uefa-Cup unter Hans Meyer), dann in Liga zwei bei MSV Duisburg (42 Spiele, 5 Tore) und VfL Osnabrück (31/7) sowie dem Drittligisten Wacker Burghausen (31/8) hatte er sich in den letzten drei Serien beim SV Sandhausen wohlgefühlt. Dort lief Adler in 56 Zweitligapartien auf, zwölfmal zappelte sein Ball in Gegners Netz. „Doch nach zwölf Jahren in der Fremde wollte ich 2015 aus privaten Gründen unbedingt zurück in die Heimat. In Aue traf ich Martin Männel, dem ich 2010 eins eingeschenkt hatte, mein erstes Tor für ,Osna’ damals. Bald wusste ich, das passt in Aue! Nicht wie nach der Entlassung 2008 beim 1. FCN, als ich im Arbeitsamt Delitzsch eine Nummer zog und alle Schulterklopfer weg waren.” Ja, Aue ist Heimat. Erst recht, weil Onkel Joachim Krauß aus Johann’stadt und die Familie aus Leipzig keines seiner Spiele im „Old Otto” weglassen. (OS)

 

Text: Olaf Seifert

Foto.: Foto-Atelier LORENZ