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Mit dem F.C. Aue 1908 fing alles an - Zur Geschichte unseres Kumpelvereins – Teil 1

Nach monatelanger, intensiver Arbeit in Archiven, dem Auswerten zahlreicher historischer Dokumente und Zeitungen, den Gesprächen mit Zeitzeugen und deren Nachkommen sowie Historikern hat die „Arbeitsgruppe Gründungsdatum” im Juli eine umfassende Chronik der Geschichte des FC Erzgebirge vorgelegt. Erste Wurzeln sind im März des Jahres 1908 zu finden, als der F.C. Aue 1908 als erster Fußballverein in der Stadt gegründet wurde und seine Spiele auf der Schützenwiese am Schlachthof auf dem Zeller Berg austrug. Aus diesem ging 1910 der FC „Jung Deutschland” hervor, welcher 1912 in F.C. Allemania Aue umbenannt wurde. Dieser Verein spielte dann nach nochmaliger Umbenennung in SV Allemania Aue (1921) ab 1928 bereits im neu errichteten Städtischen Stadion auf dem Gelände des heutigen Erzgebirgsstadions. Das Veilchenecho beginnt mit diesem Beitrag eine Serie, die wichtige Stationen der Auer Fußballgeschichte beleuchtet. Beginnen wir also im Jahr 1908.

Den Quellen zufolge wurde der F.C. Aue 1908 im März jenes Jahres gegründet. Leider fehlen die Ausgaben der Zeitung „Erzgebirgischer Volksfreund” von Januar bis März 1908 im Archiv und wir wissen noch immer nicht,wo genau sich der Sportplatz auf der Schützenwiese am Schlachthof befand. Hier würden wir uns freuen, wenn sich jemand meldet, der dazu Bescheid weiß. Ein erster Artikel findet sich in dem genannten Anzeiger vom 18. April. Darin geht es um ein nicht stattgefundenes „Wettspiel” zwischen den Fußballklubs Aue 1908 und Sachsen-Schneeberg. Letzterer war „infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse nicht angetreten”. Weiter heißt es, dass der „erst vor wenigen Wochen gegründete F.C. Aue 1908 es sich gut zur Aufgabe gemacht hat, den Fußballsport auch in unserer Stadt einzuführen und ihm Sympathien aller Schichten der Bevölkerung zu verschaffen suchte. Zu diesem Zwecke hat der hiesige Verein, der jeden Sonntag Nachmittag seine Uebungsspiele auf der Schützenwiese am Schlachthof abhält, Verhandlungen mit auswärtigen Mannschaften angeknüpft, um nach Ostern verschiedene Wettspiele hier veranstalten zu können.”

Belegt ist eine solche Begegnung für den 3. Mai 1908, als die Auer den Chemnitzer Sportklub auf der Schützenwiese begrüßten. Zu Pfingsten war mit dem Fußballklub „Gotha 1901” eine „der bekanntesten Thüringen Mannschaften” zu Gast, für die Partie stiftete die Sächsische Metallwarenfabrik Aug. Wellner Söhne einen silbernen Pokal. Ebenfalls noch zu Pfingsten stand die Mannschaft von Germania Chemnitz dem hiesigen Klub gegenüber, der Sieger sollte einen Eichenkranz als Preis erhalten. Auch über eine Partie des F.C. Viktoria Einsiedel I in Aue ist in jenem Jahr zu lesen, welche die Gäste bei heftigem Regen mit 4:1 gewannen. Im Bericht des „Erzgebirgischen Volksfreunds” dazu steht, dass es sich der F.C. Aue 1908 zum Prinzip gemacht habe, „nur gegen gute Mannschaften zu spielen, da man doch nur von einem stärkeren Gegner lernen kann”.

Am 31. Oktober empfingen die Auer den F.C. „Allemania I” aus Chemnitz. Freilich sah mancher Zeitgenosse und Reporter den neuen Fußballsport kritisch, wie eine Nachricht vom 9. Oktober belegt: „Von einem Fußball am Kopf getroffen wurde gestern nachmittag ... auf dem Kirchplatze eine hiesige Einwohnerin, Frau R. Schulknaben spielten dort – jedenfalls ließen sie es an der nötigen Vorsicht fehlen, wie wir uns überhaupt schon des öfteren darüber wunderten, daß die Polizei das Fußballspiel inmitten der Straßen der Stadt duldet. ... Außerhalb der Häuserreihen mit Absteckungs- Vorsichtsmaßregeln ist der Fußball ein gänzlich ungefährliches Spiel, wie man auch bei den Fußballtournieren, die des öfteren auf dem Schützenplatze ausgefochten werden, stets sich zu überzeugen Gelegenheit hatte”. Eigentümerin des Schützenplatzes war die Privil. Schützengilde, an die sich der F.C. Aue 1908 im Herbst mit der Bitte wandte, „uns für die zweite Hälfte unserer Pachtzeit (1. Oct. 1908 bis 1./4.09) von der Platzmiete ausnahmsweise befreien zu wollen”. Der Klub mit damals 14 aktiven und vier passiven Mitgliedern habe bedeutende Unkosten nach seinen „Propaganda-Wettspielen” im Sommer gehabt, neue Mitglieder aber nicht im erhofften Maß gewinnen können. Schließlich schreibt der „Erzgebirgische Volksfreund” am 7. Januar 1909 über ein Weihnachtsvergnügen des Auer Fußballkubs im „Hotel Stadtpark”, bei dem die Stadtkapelle den „Fußballmarsch” intonierte.

Text: Ronny Graßer, Olaf Seifert


Newsfoto: Die zweite Mannschaft des F.C. Aue 1908 auf einer Aufnahme aus der Gründungszeit, hier mit Spielern des F.C. Eibenstock I.